E-Mobilität

Aufbruch in ein neues Zeitalter

Leichtbautechnologie und Apps für eine neue Generation Fahrzeuge
Skizzomat

Bye-Bye Benziner, hello Hochvolt! Es klingt nach Liebe, wenn Carsten Krebs über die Perspektiven von Autos spricht: „In nicht allzu ferner Zukunft wird das Auto unser bester Freund sein.“ Krebs ist Pressesprecher der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen, wo – zur gleichen Zeit wie in Los Angeles – die Konzernneuheit e-Golf mit einer Lithium-Ionen-Batterie vorgestellt wurde. Von Stefanie Maeck

Das Zukunftsauto fährt nicht nur elektrisch

Seine Begeisterung ist aber auch privat: „In der E-Mobilität ist wirklich Musik drin!“, findet Krebs, während er durch die Ausstellung „Fahren von morgen“ in der Gläsernen Manufaktur wandert. Auf einer Probetour durch Dresden kann man erfahren, was er meint. Das Zukunftsauto fährt nicht nur elektrisch, sondern ist auch digital: Beim Einsteigen erscheinen die Apps auf dem Smartphone des Fahrers auf dem Bord-Display.

Der virtuelle Blick auf die Vorräte im häuslichen Kühlschrank ist per App von Bord aus realistisch. Eingebaute Lenkradkameras können bald die Augenbewegung des Fahrers aufzeichnen und ihn so zwischen Radiosendern switchen lassen. Und das Schiebedach? Wir werden es künftig wohl mit einer Geste öffnen können. Umwelt- und ressourcenschonend wird der Verkehr der Zukunft sein. Es geht um intelligente Sensoren, leichte Materialien, neue Technologien und hocheffiziente Batterien fürs Auto.

Leichtbau ist eine Schlüsseltechnologie für E-Mobilität.

Niels Modler, Professor am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden (ILK) und Inhaber des größten Leichtbau-Lehrstuhls Europas

Dafür tüfteln Wissenschaftler in den Forschungsinstituten der Stadt. Niels Modler ist einer davon: Professor am Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik der TU Dresden (ILK) und Inhaber des größten Leichtbau-Lehrstuhls Europas. Rund drei Kilometer von der Gläsernen Manufaktur entfernt erforscht er mit seinen Kollegen, wie Elektroautos leichter werden: Sandwichmaterialien nennen es die Forscher, wenn eine metallische Deckschicht aus Stahl auf einen Faserverbundkern trifft, um die Vorteile beider Komponenten für eine leichte Karosserie zu kombinieren. Modler erklärt: „Ultraleichte Autos sparen Kraftstoff.“

Mit dem Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik ist seinem Team jüngst ein Hybrid aus Textil-Thermoplast und Metall gelungen. Mit thyssenkrupp tüftelten sie an einem Mix aus Stahl und Karbon und stemmten ein Ultraleicht-Auto unter 900 Kilogramm: „Leichtbau ist eine Schlüsseltechnologie für E-Mobilität“, sagt Modler. Dresden hat mittlerweile international einen Ruf als Leichtbaustandort, erst recht nach der Gründung des Research Center Carbon Fibers Saxony (RCCF) – ein Forschungszentrum für Kohlenstofffasern, die den Leichtbau revolutionieren. Dass Modler auf innovative Forscher an anderen Instituten kollegial zurückgreifen kann, nennt er den einzigartigen „Dresden Spirit“.

Schneller als viele glauben, werden über Dresdens Straßen selbstfahrende Elektroautos rollen. Parksensoren im Auto funken an einen Zentral-Rechner, der dann andere Fahrer über frei werdende Parkplätze informiert. Auch Robotertaxis oder autonome Fahrzeuge, die auf der Autobahn in Kolonne fahren, bremsen und beschleunigen, sind laut der Forschungsabteilung von VW ein realistisches Ziel bis 2020. Die Vision heißt: „Modellstadt Elektromobilität“. Realität sind bereits erste E-Polizeimobile. Und den Dresdner Verkehrsbetrieben, die bereits erste Busse auf leichte und leise Kohlefaser-Alu-Felgen gestellt haben, kann die Serienproduktion gar nicht schnell genug gehen.

Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik

Im ILK gehen 250 Mitarbeiter Leichtbauprojekte mit einem Disziplinen-Mix aus Maschinenbau, Werkstoffwissenschaften, Elektrotechnik und anderen Disziplinen an.
tu-dresden.de

Gläserne Manufaktur

In seiner Autofabrik will VW nach seiner Neuausrichtung 2016 neben elektrisch angetriebenen Fahrzeugen Modelle im Premium- und Luxussegment herstellen.
glaesernemanufaktur.de

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