Ein literarischer Spaziergang

Illustration: Karo Rigaud

Dresden war immer auch eine Stadt der Dichter. Die meisten Orte, die davon zeugen, wurden zwar zerstört. Ein paar großen Schriftstellern kann man aber auch heute noch hinterherspüren.

Im späten 18. Jahrhundert war Dresden ein Zentrum der Literatur. Einige Protagonisten der Romantik haben sich hier inspirieren lassen. 1798 besichtigten Novalis, Schelling und die Schlegel-Brüder die Gemäldegalerie.

Diese Erfahrung prägte ihr Kunstverständnis. Das barocke Bürgerhaus in der Hauptstraße 13, das früher dem Maler Gerhard von Kügelgen gehörte, ist heute das Museum zur Dresdner Frühromantik. Ein Raum ist Heinrich von Kleist gewidmet, der zwischen 1807 und 1809 in der Stadt lebte.

1813 schaute Goethe vorbei, auf einem seiner sieben Dresden-Besuche. Er wollte den Einzug des Kaisers Alexander von Russland vom Fenster aus sehen. Vom Albertplatz geht die Straße Am schwarzen Tor ab, dabei gibt es dort nirgends ein schwarzes Tor. Es wurde vor 200 Jahren abgerissen, zuvor aber verewigt in E.T.A. Hoffmanns Novelle „Der goldne Topf“ .

Gegen Ende des Jahrhunderts war das Haus Christian Gottfried Körners ein beliebter Literatentreffpunkt. 1785 besuchte ihn sein Freund Friedrich Schiller und wohnte ein paar Monate lang in einem Häuschen auf Körners Weinberg in Loschwitz. Dort, im bis heute erhaltenen Schillerhäuschen, entstand „Don Carlos“.

Ein weiteres Literaturmuseum erinnert an den polnischen Schriftsteller Józef Ignacy Kraszewski und die polnischen Emigranten in Dresden. Es liegt in der Nordstraße 28,
wo Kraszewski wohnte, nachdem er Warschau 1863 verlassen hatte.

Auch für Russen besaß Dresden eine Faszination: Dostojewski, der eine Weile hier lebte, hat ein eigenes Denkmal erhalten. Und sein Raskolnikoff aus „Schuld und Sühne“ gab einem Restaurant in der Böhmischen Straße 34 ihren Namen. Auch Turgenjew kannte Dresden gut; das Ende von „Väter und Söhne“ spielt auf der Brühlschen Terrasse. Und dann gibt es natürlich das Erich-Kästner-Museum in der Antonstraße 1. Die Villa, die seinem reichen Onkel gehörte, besuchte der kleine Erich oft. Geboren wurde er 1899 in der Königsbrücker Straße 66.

Nicht nur das interaktive Museum ehrt den Autor. In der Alaunstraße 1 steht ein Denkmal für den Dichter.

Wer bisher nicht dazu gekommen ist, das alles zu lesen, kann das nachholen in der Stadtbibliothek. Oder im Büchers Best, das alles hat, was eine gute Buchhandlung braucht: Anspruch, Atmosphäre und guten Kaffee.

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