Wir feiern die Stadtteile (5): Gorbitz

Der unterschätze Bezirk

Jürgen Czytrich

Dresden hat unheimlich viele schöne Ecken – an Gorbitz denkt man dabei allerdings nicht als erstes. Ein Fehler, sagt Jürgen Czytrich, der den Stadtteil im Dresdner Westen für völlig unterschätzt hält. Czytrich engagiert sich hier seit über 30 Jahren.

Gorbitz ist der schönste Stadtteil Dresdens, weil …

Nun, Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Gorbitz gilt nicht auf den ersten Blick als schön, nicht so wie die barocke Altstadt oder der malerische Weiße Hirsch als schön gelten. Aber: Man kann in Dresden-Gorbitz sehr ruhig, bezahlbar und im Grünen leben. Es gibt viele Details, die ich sehr mag. Zum Beispiel ist die Hälfte der Straßen nach Pflanzen benannt. Die Ebereschenstraße säumen Ebereschen, an der Forsythienstraße leuchtet es gelb, und an der Kirschenstraße kann man Kirschen ernten, wenn sie reif sind.

Wie würden Sie Gorbitz einem Ortsfremden erklären?

Zwischen 1981 und 1990 wurden auf einem gut gelegenen Hang Wohnungen für 40 000 Menschen in industrieller Bauweise errichtet – davor gab es an dieser Stelle Wiesen und Felder. Die Siedlung war bis zum Mauerfall eine beliebte Wohnlage, wer eine der Wohnungen ergatterte, konnte sich glücklich schätzen. Die meisten Wohnungen sind inzwischen modernisiert, erschwinglich, es gibt hübsche Spazierwege, Parks und alles, was man tagtäglich so braucht: Supermärkte, Ärzte, sanierte Kindereinrichtungen, Schulen, Sport- und Spielanlagen, guten Nahverkehr. Übrigens ist überall Zone 30. Wenn das nichts ist!

Wer fühlt sich in Gorbitz besonders wohl?

Aktive Senioren, stille Studenten und Familien mit Kindern. Damit meine ich: Wer es trubelig mag, der wird sich in der Neustadt wohler fühlen. Aber wer Freude daran hat, an den beiden kleinen Flüssen, die nach der Wende renaturiert wurden, zu spielen, oder leicht ein schönes Hallenbad erreichen mag, in dem echte Palmen wachsen, oder die wirklich ziemlich schlau konzipierten Sportgeräte in einem von mehreren Parks nutzen möchte – der findet Gorbitz richtig gut.

Wenn Gorbitz ein Mensch wäre: Wie würden Sie ihn charakterisieren?

Natur und Ruhe liebend, bescheiden, freundlich, familiär, vielleicht mittleren Alters mit Hang zu grauen Schläfen.

Der passende Soundtrack für einen Spaziergang durch Gorbitz wäre dieser Song:

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Westhangfest
Zwischen Amalie-Dietrich-Platz und Merian-Platz findet alljährlich das Westhangfest statt, das Besuchern einen wunderbaren Blick auf die Dresdner Altstadt bietet. In dessen Rahmen organisieren der Verein Omse und die Eisenbahner-Wohnungsbaugenossenschaft Dresden eG die „Familien-Meile“.

Jürgen Czytrich
ist Beauftragter für Soziokultur in Dresden-Gorbitz beim Stadtplanungsamt Dresden und engagiert sich seit 30 Jahren beim Gorbitzer Verein Omse. Außerdem organisiert er einmal im Jahr die Familien-Meile beim Westhangfest und gibt die „Gorbitzer Nachrichten“ heraus. Czytrich ist in Schwerin geboren und wohnt seit 50 Jahren in Dresden.

Dieser Beitrag ist erstmals am 22. Oktober 2018 erschienen.

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